Sensory Marketing: Multisensorische Erlebnisse, die unter die Haut gehen
- Sophia von Buchwaldt
- 25. März
- 6 Min. Lesezeit

Telekom. Hören Sie es auch? LUSH. Riechen Sie etwas? Disney. Können Sie das auch sehen? Das ist Sensory Marketing: Wenn Marken Ihre Sinne ansprechen. Mittlerweile geht Marketing aber noch weit darüber hinaus – das gesamte Markenerlebnis tritt in den Vordergrund, die Marke kann gesehen, gefühlt, gehört, geschmeckt und gerochen werden: Multisensorisches Marketing ist im Trend. Welche Marken erfolgreich darauf setzen, wie es geht und wie es sich weiterentwickelt, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Marken mit allen Sinnen erleben: Sensory Marketing
Sensory Marketing ist eine innovative Strategie, die darauf abzielt, die fünf Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen – zu stimulieren, um eine tiefere emotionale Verbindung zwischen Marken und Kunden aufzubauen. Diese Methode hat sich als besonders effektiv erwiesen, um die Markenbindung zu stärken und die Kundenloyalität zu fördern. Durch die Integration von multisensorischen Elementen in ihre Marketingstrategien können Unternehmen ihre Marke klarer positionieren und einen unverwechselbaren Wiedererkennungswert schaffen.
5 Sinne, ein Eindruck: Die Grundlagen des Sensory Marketings
Sensory Marketing basiert auf der Erkenntnis, dass menschliche Emotionen und Entscheidungen stark von sensorischen Eindrücken beeinflusst werden. Durch die gezielte Kombination visueller, akustischer, olfaktorischer, gustatorischer und haptischer Reize entstehen multisensorische Erlebnisse, die Konsumenten tiefer an Marken binden als klassische Markenkommunikation. Sinneseindrücke interagieren nämlich direkt mit dem limbischen System – dem emotionalen Zentrum des Gehirns – und sind dadurch sogar in der Lage, Kaufentscheidungen zu beeinflussen.
Sehen: Visuelle Identität als Fundament

Der Sehsinn spielt die entscheidende Rolle bei der ersten Markenwahrnehmung. Farben, Formen und visuelle Konsistenz hinterlassen einen starken Eindruck im Unterbewusstsein.
Farbpsychologie: Warme Rottöne wecken Aufmerksamkeit und Dringlichkeit (z. B. in Sonderangebots-Schildern), während Blautöne Vertrauen und Seriosität signalisieren – ideal für Finanzdienstleister.
Lichtdramaturgie: Diffuses Licht in Luxusgeschäften suggeriert Exklusivität, während helle Beleuchtung in Supermärkten Frische und Transparenz betont.
Cross-modale Effekte: Visuelle Textur-Darstellungen (z. B. „glänzend“ oder „matt“ auf Verpackungen) beeinflussen haptische Erwartungen. Konsumenten bewerten Schokolade als cremiger, wenn die Verpackung samtige Oberflächen zeigt.
Hören: Klänge als emotionale Trigger

Akustische Signale lösen unmittelbare Stimmungsänderungen aus und prägen Markenassoziationen:
ASMR-Marketing: Flüsterstimmen, Knistern von Verpackungen oder Plopp-Geräusche bei Öffnungsvorgängen lösen Entspannung und positive Gefühle aus. Diese Technik wird in Werbevideos oder Ladenerlebnissen genutzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Soundscapes: Die Kombination aus Naturgeräuschen (z. B. Meeresrauschen) und subtiler Musik schafft thematische Immersion – etwa in Wellnessbereichen oder Reisebüros.
Akustische Markenanker: Einprägsame Jingle-Sequenzen oder rhythmische Tonsignale (man denke an Telekom oder Netflix) erhöhen die Markenwiedererkennung.
Riechen: Düfte als Erinnerungsspeicher

Der Geruchssinn ist eng mit dem episodischen Gedächtnis verknüpft und löst starke Emotionen aus:
Ambient Scenting: Der dezente Einsatz von Raumdüften wie Zimt (Geborgenheit), Zitrus (Frische) oder Vanille (Komfort) verlängert die Verweildauer in Geschäften.
Produktgebundene Düfte: Parfümierte Verpackungen oder Magazine mit Duftstreifen erzeugen multisensorische Erinnerungen.
Kongruenzprinzip: Der Duft muss zum Markenversprechen passen – etwa holzige Noten für Outdoor-Bekleidung oder blumige Aromen für Naturkosmetik.
Schmecken: Geschmack als multisensorisches Erlebnis

Gustatorisches Marketing geht über Produktproben hinaus und schafft unvergessliche Erlebnisse:
Kostenlose Proben: Frisch zubereitete Lebensmittelproben in Supermärkten nutzen den „Try-Before-You-Buy“-Effekt. Der Duft von frisch gebackenem Brot oder warmen Croissants aus der Bäckerei steigert die Kaufwahrscheinlichkeit.
Temporale Limitation: Saisonale Geschmackserlebnisse (z. B. „Pumpkin Spice“ im Herbst) erzeugen künstliche Verknappung und steigern die Nachfrage durch FOMO-Effekte (fear of missing out).
Synästhetische Kombinationen: Beispielsweise die Paarung von Wein mit passender Musik (z. B. sanfte Jazzklänge) verstärkt die geschmackliche Tiefenwahrnehmung.
Fühlen: Haptik als Vertrauenssignal

Berührungen beeinflussen die Produktwahrnehmung unmittelbar:
Materialqualität: Schwere Verpackungen werden unbewusst als hochwertiger eingestuft – ein Phänomen, das als haptische Heuristik bekannt ist. Glatte Oberflächen vermitteln Modernität, während raue Texturen Natürlichkeit signalisieren.
Thermische Reize: Warme Oberflächen (z. B. bei Kaffeebechern) lösen metaphorisches Vertrauen aus.
Interaktive Touchpoints: Die Integration von taktilen Elementen in Werbemittel (z. B. geprägte Logos auf Visitenkarten) erhöht die Erinnerungsrate.
Synergie der Sinne: Immersive Erlebnisdesigns
Die größte Wirkung entfaltet Sensory Marketing, wenn mehrere Sinne gleichzeitig stimuliert werden:
Ein Café könnte frischen Kaffeeduft (Riechen) mit sanftem Jazz (Hören), holzigen Tischoberflächen (Fühlen) und erdigen Farbtönen (Sehen) kombinieren, um eine rustikale Atmosphäre zu kreieren.
Digitale Plattformen nutzen visuell-akustische Synchronizität: Animierte Buttons mit Klickgeräuschen verstärken die Benutzerinteraktion.
Pop-up-Stores inszenieren thematische Welten – etwa durch Nebelmaschinen (Fühlen), Projektionen (Sehen) und Soundeffekte (Hören) für ein immersives Erlebnis.
Beispiele für erfolgreiche Sensory-Marketing-Erlebnisse
Führende Unternehmen orchestrieren Sinneseindrücke wie Farben, Klänge und Düfte zu einer kohärenten Geschichte – so entstehen immersive Welten, die Konsumenten emotional berühren und langfristig binden. Die Kunst liegt darin, Sinneskanäle so zu kombinieren, dass sie sich gegenseitig verstärken und eine ganzheitliche Markenwahrnehmung formen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie Marken diese Synergie meistern:
IKEA
Sehen: IKEA präsentiert seine Möbel in stilvoll gestalteten Showrooms, die Kunden inspirieren, sich die Produkte in ihren eigenen Wohnräumen vorzustellen. Die blauen und gelben Farben des Logos sind überall präsent und verstärken die visuelle Identität der Marke.
Hören: Sanfte Hintergrundmusik schafft eine entspannte Atmosphäre, die das Einkaufen angenehm macht.
Fühlen: Kunden werden ermutigt, die Möbel und Accessoires anzufassen und auszuprobieren, was die Produkte erlebbar macht.
Schmecken: IKEA bietet in seinen Cafeterien schwedische Spezialitäten an, die den Geschmackssinn ansprechen und eine positive Assoziation mit der Marke schaffen.
Riechen: Möbel verbreiten den Duft von Holz, im Restaurant riecht es nach schwedischen Spezialitäten und im Deko-Bereich duften Kerzen mit blumigen bis herben Gerüchen.
IKEA nutzt diese Sinne, um eine umfassende und einprägsame Einkaufserfahrung zu schaffen, die über das bloße Kaufen von funktionalen Möbeln hinausgeht.
Apple
Sehen: Minimalistische Designs, moderne Ästhetik und hochwertige Materialien schaffen eine visuell ansprechende und zeitgemäße Umgebung.
Hören: Die upbeat Musik in den Apple Stores schafft eine dynamische Atmosphäre. Gleichzeitig sind Geräusche, wie das Starten eines Macs, sofort wiedererkennbar.
Fühlen: Die hochwertige Verarbeitung der Produkte und die intuitiven Benutzeroberflächen bieten ein luxuriöses Gefühl.
Apple nutzt diese Sinne, um eine Premium-Marke zu vermitteln, die für Innovation, Qualität und Exklusivität steht.
Coca-Cola
Sehen: Die ikonischen roten und weißen Farben sind untrennbar mit der Marke verbunden und sofort wiedererkennbar. Emotional aufgeladene Werbespots, insbesondere zur Weihnachtszeit, wecken nostalgische Gefühle und schaffen eine starke Verbindung zum Coca-Cola-Weihnachtsmann.
Hören: Das charakteristische Zischen beim Öffnen einer Dose oder das Gurgeln beim Einschenken sind ikonische Klänge, die sofort mit der Marke assoziiert werden.
Fühlen: Die Form und das Gewicht einer Coca-Cola-Flasche sind vertraut und bieten ein haptisches Erlebnis.
Schmecken: Der einzigartige Geschmack von Coca-Cola ist unverwechselbar und sofort erkennbar (die Geister scheiden sich zwar bei Zero vs. Light, aber am Ende bleibt es trotzdem Coca-Cola).
Coca-Cola nutzt diese Sinne, um eine emotionale Verbindung zu schaffen und die Marke in den Köpfen der Konsumenten zu verankern – vor allem, wenn man es am wenigsten erwartet: etwa im Winter, wenn eiskalte Cola dennoch Begehrlichkeiten weckt.
LUSH
Sehen: Regenbogenfarbene Seifenberge und sprudelnde Badebomben in Schaufenstern wirken wie Kunstinstallationen.
Riechen: Die Duftwolke aus Blütenölen und Zitrusnoten reicht bis auf die Straße hinaus und zieht Passanten magisch an.
Hören: ASMR-Videos mit knisternden Badezusätzen oder schäumenden Duschgels versprechen Entspannung.
Fühlen: Kostenlose Handmassagen mit Peeling-Produkten sowie viele weitere Tester in den Läden machen Texturen erlebbar.
LUSH zeigt, wie sinnliche Überfülle zur Marken-DNA werden kann – ein Fest für die Sinne.
Nike
Sehen: Die lebhaften visuellen Displays und ikonischen Logos in immer wieder neuen, beeindruckenden Designs, Farben und Interpretationen.
Hören: Energetische Hintergrundmusik, die die Energie der Marke widerspiegelt.
Fühlen: Die verschiedenen, innovativen und aktiven Materialien der Produkte, die Kunden anfassen und testen können.
Riechen: Der Duft neuer Schuhe und Kleidung.
Nike nutzt diese Sinne, um eine dynamische und inspirierende Umgebung zu schaffen, die die Energie und den Geist der Marke widerspiegelt.
Wichtig dabei: Multisensorisches Marketing bedeutet nicht, alle fünf Sinne zwanghaft zu bedienen. Entscheidend ist, strategisch auszuwählen, welche Sinneskanäle die Markenidentität authentisch transportieren. Ein Sportartikelhersteller wie Nike profitiert von haptischen und auditiven Reizen, während ein Luxusautomobilhersteller wie Mercedes bewusst auf Überstimulation verzichtet, um Exklusivität zu signalisieren. Der Schlüssel liegt darin, Sinneseindrücke so zu kuratieren, dass sie eine kohärente Markengeschichte erzählen – ob für einen, zwei oder alle fünf Sinne. Denn am Ende zählt nicht die Quantität der Reizansprachen, sondern ihre Fähigkeit, Emotionen zu wecken, die zur Marke passen wie der Schlüssel zum Schloss.
Multisensorisches Marketing: Schritte zum Erfolg

Um Konsumenten ganzheitlich anzusprechen und emotionale Bindungen aufzubauen, müssen Unternehmen multisensorische Strategien als neuropsychologischen Hebel nutzen – doch Erfolg erfordert mehr als bloße Sinnesreize. Entscheidend ist es, die Markenwerte stimmig zu übersetzen und nachhaltig im Gedächtnis zu verankern.
Zielgruppenanalyse: Identifizieren Sie, welche Sinneskanäle von Ihrer Zielgruppe priorisiert werden – und von Ihrer Marke und Ihrem Produkt bedient werden können.
Multisensorische Balance: Stimmen Sie Farben, Klänge, Düfte und Materialien sinnvoll aufeinander ab, vermeiden Sie dabei eine Reizüberflutung. Niemanden interessiert es, wie ein Macbook schmeckt.
Technologie als Enabler: Nutzen Sie Tools wie scent-diffusing VR-Brillen oder interaktive Touchscreens, um Erlebnisse skalierbar zu machen.
Kulturelle Codierung: Farben, Gerüche, Klänge und andere Sinneseindrücke wirken global unterschiedlich. Stellen Sie sicher, dass Sie in keine kulturellen Fettnäpfchen treten.
Messbarkeit: Tracken Sie neurophysiologische Daten (Eye-Tracking, Hautleitfähigkeit) und qualitative Feedbackloops, um Sinneswirkung zu optimieren.
Multisensorisches Marketing ist kein Add-on, sondern ein strategisches Ökosystem, das Marken in lebendige Erlebniswelten verwandelt. Wer die Sinnesreize klug verknüpft, schafft nicht nur Aufmerksamkeit, sondern biochemisch verankerte Loyalität – ein Wettbewerbsvorteil, der sich in jeder Customer Journey spürbar auszahlt.
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